Zygmunt Białas:  In unserem nicht weit zurückliegenden Gespräch nahmen Sie kritische Stellung gegen Untersuchungen (wenn man sie so nennen kann), die von der Moskauer MAK und Millers Kommission durchgeführt worden waren. Und wie sieht die Arbeit der polnischen Staatsanwaltschaft aus?

Marek Dąbrowski:  Das ist nicht leicht zu sagen. Vor allem wissen wir, die Staatsanwaltschaft hat keine von den wichtichsten Beweisen zur Verfügung. Wir wissen, die Staatsanwälte geben sich Mühe, rechtschaffen zu arbeiten. Aber ich habe auch Informationen darüber, dass enge Verwandte der Opfer manchmal bürokratisch und herzlos behandelt werden.

Die Staatsanwälte werden auch einem ungewöhnlichen Druck unterstellt. Hier kann man daran erinnern, der Generalstaatsanwalt Andrzej Seremet hat unbegründet deklariert, dass sein Justizorgan das Attentat – Thema abschließt. Auch der Präsident Bronisław Komorowski äußerte den Wunsch, die Untersuchung sollte möglichst schnell beendet werden. Was soll also der untersuchende Anwalt tun, wenn sein Vorgesetzter Andrzej Seremet öffentlich erklärte, es sei kein Attentat gewesen, weil das Russen festgestellt hatten. In dieser Situation ist es ein großer Erfolg vom Oberstleutnant Kopczyk und Major Sej, dass der Attentat – Faden nicht abgeschlossen wurde.

ZB:  Arbeitet das parlamentarische Forschungsteam mit der polnischen Staatsanwaltschaft zusammen? Wie sieht die Mitarbeit aus?

MD:  Aus Erfahrung weiß ich, dass Beweisanträge, die von Experten des Teams eingebracht werden, werden notorisch von diesem Justizorgan ignoriert. Und Staatsanwälte, obwohl sie sich öffentlich über den Mangel von der Kommunikation mit unserem Team und die Unvollständigkeit der von uns gelieferten Angaben beklagen, wollen die erreichbaren Rechtsmittel nicht benutzen. Ich habe den Eindruck, man hat große Angst vor ausführlichen Informationen, die von Dr. Nowaczyk und Prof. Binienda übergeben werden können

ZB:  Welche Feststellung des parlamentarischen Forschungsteams von Antoni Macierewicz finden Sie am wichtigsten? Welche war entscheidend für die Untersuchung der Flugzeugkatastrophe?

MD:  Die bahnbrechende Bedeutung im technischen Bereich hatten die Analysen der Rapporte von Universal Avionics, die die Aufzeichnungen von FMS und TAWS betrafen. Sie wurden von Dr. Nowaczyk im Sommer 2011 durchgeführt. Denn in der Beschreibung vom Punkt TAWS#38 gibt es Angaben, die zur offiziellen Narration im Widerspruch stehen. Der Narration nach machte die Tupolew nach dem angeblichen Zusammenstoßen mit der Birke eine selbstrotierende Rolle und in diesem Punkt war sie nach links geneigt und schnitt Bäume, wie man auf der Fotomontage von Siergiej Amielin sieht. Die Maschine flog jedoch in den zweiten Kreis fort, flog über Bäumen und änderte den Kurs nicht.

ZB:  In Internetsdiskussionen sieht man zahlreiche Anhänger des Teams von FYM (Free Your Mind). In dieser Gruppe dominieren Elemente von Maskirowka, d.h. Vortäuschung der Katastrophe. Demnach gäbe es – mindestens auf dem Flugplatz Siewiernyj – keinen Flugzeugabsturz. Welche Stellung nehmen Sie und das Forschungsteam zu diesen Informationen?

MD:  Man kann wahrhaftig die Hypothese von Maskirowka nicht definieren. Sie ist nämlich nicht vollständig und die Anhänger erarbeiteten bis heute keine gemeinsame Stellung zu vielen Problemen, sogar zur Frage: "Wie viele und welche Flugzeuge beförderten am 10. April 2010 die polnische Delegation?" Sie entschieden sogar nicht, wo die Polen getötet wurden. Einige Mitstreiter behaupten, dass manche Delegierten noch heute leben.

Die hitzigsten Anhänger der Hypothese von Maskirowka ignorieren dabei alles, was dagegen zeugt. Es gibt doch viele Beweise, die die polnische Staatsanwaltschaft in Sicherheit brachte. Ich bin der Meinung, das die größten Erfolge der Gruppe von FYM sind: eine riesige Dokumentationsarbeit, ihre Entdeckung der Verbindung von General Benediktow mit der Smoleńsk – Tragödie und die Enthüllung der Verflechtung von Siergiej Amielin mit dem russischen Geheimdienst.

ZB:  Immer mehr Polen sind sich der Tatsache bewusst, die offiziellen Informationen über die Ursachen der Flugzeugkatastrophe entsprechen der Wahrheit nicht. Was passiert – Ihrer Ansicht nach – wenn sich die meisten Polen davon überzeugen, dass sie von den Regierenden wie kleine, geistesschwache Kinder behandelt wurden?

MD:  Ich denke, dass die Leute, die in den letzten Wahlen für Komorowski und die Bürgerliche Plattform (PO) stimmten, haben kein Problem damit, dass sie wie kleine Kinder behandelt werden. Und das ändert sich nicht. Es funktioniert das von Medien verstärkte Klischee, die Feststellung der wahren Ursachen der Smoleńsk – Katastrophe würde zu einem Waffenkonflikt mit Russland führen.Ich denke also, die allgemeine Ernüchterung erfolgt nicht wegen der Smoleńsk – Tragödie. Ein grundsätzlicher Wechsel kommt, wenn die Polen durchsehen, wie sie jetzt unfähig verwaltet werden.

ZB:  Vielen Dank für das Gespräch!